Man hört nur einige einzelne Ventile von Luftmatratzen, und dann setzt sich der ganze Garten der Manns in Bewegung. Heut ist der Kickoff von 23 von uns, inklusive Jannis und mir. Im Licht unserer Kopflampen versuchen wir so leise wie möglich unsere Sachen zu packen, um die restlichen, Nicht-Starter nicht zu wecken. Dann die gepackten Rucksäcke auf die Veranda bringen und Frühstücken gehen. Die Manns machen wie jeden Morgen Frittata mit Salsa, Muffins und Oatmeal. Dazu frischen Kaffee. Ich nehme mir fest vor einen Frittata-Freitag oder auch den Frittatatag einzuführen, denn das Zeug ist echt lecker, und vorallem macht der Name „Frittatatag“ echt was her.
Um kurz vor sechs steigt die Aufregung. Die Autos werden beladen und dann geht’s Richtung Grenze.
Nach einer Stunde Fahrtzeit steht dort dann auch schon der südliche Terminus des PCT. Und genau da findet auch für die nächsten 30 Minuten das tägliche Fotoshooting statt. Jeder will ein Bild von sich und den vier Holzpfählen und natürlich will auch jeder ein Gruppenbild des heutigen Tages haben. Das lässt sich natürlich verurteilen, dennoch haben wir selbstverständlich auch dazu beigetragen. Irgendwie gehört das auch dazu.

Nach 30 Minuten geknipse geht es dann auch los. Wir gehen mit Ive, einem Schweizer, der aber irgendwann so schnell ist, dass wir beschließen ihn allein nach Lake Morena gehen zu lassen. Bis dahin sind es 20 Meilen, wir wollen in etwa 12 machen, einfache Rechnung: Das wird so nichts. Wie sich später herausstellen wird, soll das auch nicht zu unserem Nachteil sein.
Schon bei den ersten Meilen durch die Wüste wird klar: die Wüste lebt. Hier ist es mal so ganz und gar nicht trocken. Alles ist frühlinghaft grün und es fließen Bäche, die sonst ganzjährig ausgetrocknet sind. Trotzdem scheint die Sonne unglaublich stark und ich werde am ersten Trailtag nicht um einen Sonnenbrand auf beiden Händen herumkommen (ich hab irgendwann auch realisiert, dass wir uns die ganze Zeit 1000 Meter über Normalnull bewegt haben. Klar, dass einem da bei Sonnenschein die Haut verbrennt).

Bei Meile 12 angekommen sitzen auch schon einige andere Hiker auf dem kleinen Plateau neben dem Trail, der heute als Platz zum campieren dienen wird. Wir setzen uns dazu, quatschen über dies und jenes, es wird gefragt wo Ive ist und manche machen es ihm nach und versuchen heute noch den Aufstieg mach Morena zu schaffen. Ein total machbares Ziel, denn es ist erst knapp 16 Uhr. Doch kurz nachdem die letzten gegangen sind fallen einer jungen blonden Frau, dessen Name mit M beginnt (ja, ich und Namen…) die dunklen Regenwolken auf. Wir schaffen es noch grade die Zelte aufzubauen, als es anfängt zu gießen. Und so schnell hört das auch nicht mehr auf. Ob es die anderen geschafft haben, oder ob sie vom bösen, heimtückischen Wüstenregen überrascht worden sind, werden wir wohl die nächsten Tage erfahren.
Also, das Fazit vom ersten Tag:
- 12 Meilen sind okay
- Jannis hat ein Loch in seiner Luftmadratze
- Ich habe einen schmerzhafen Sonnenbrand und meine Schultern bringen mich um
- Das liegt daran, dass ich keine Sungloves habe, aber Vorallem denke ich dass mir mein Rucksack nicht passt, was ein echtes Problem darstellt
- Aber immerhin hält mein Zelt etwas Regen stand.
Übrigens das gab’s heute zum Mittag:

Guten Hunger!