
9 Meilen ohne Wasser. Beziehungsweise mit nur einem Liter. Das ist hart, aber die Alternative wären 2 Meilen den Trail runter. Also lieber so. Unterwegs sehen wir die ganze Zeit den Highway. Da soll irgendwo Scissors Crossing sein. Im Prinzip ist Scissors Crossing eine Kreuzung, aber für die PCT-Wanderer ist es ein kleines ausgetrocknetes Flussbett unter dem Highway. Hier bringen regelmäßig Trail-Angel Wasser her, welches wir grade auch dringend benötigen. Nach einigen wirklich trockenen Stunden erreichen wir endlich die Unterführung und können wieder aufwassern. Dann noch eine böse Überraschung: Mike (den wir unterwegs kennengelernt haben) kommt humpelnd vom Trail. Ihn erwartet ein Doktor, der auch zufällig den PCT wandert. Irgendwas stimmt mit seinem Knie nicht. Vorerst war’s das wohl für Mike.
Einen Tag später, mitten am Tag, realisieren wir, dass übermorgen Ostersonntag ist. Wir haben zwar schon 10 Meilen gemacht, wollen aber noch so viel wie möglich schaffen, um es am nächsten Tag noch nach Warner zu schaffen. Denn Ostersonntag hat dort alles geschlossen (sagen die Gerüchte).
Also wird das der bis jetzt längste Tag werden. Einige Stunden später bin ich komplett am Ende. Das Laufen funktioniert nur noch automatisch, jeder Schritt tut weh. Meine Füße sind von der Hitze aufgeschwollen und drücken gegen die Blasen an meinen Zehen. Und es wird auch schon langsam dunkel, als wir an dem 100-Meilen-Marker ankommen. Genießen können wir das nicht, ein Foto wird trotzdem gemacht.

Irgendwann kommen wir am geplanten Zeltplatz an. Und dort erwarten uns plötzlich mindestens 20 Leute und 8 Trailangel. Ein Buffet ist aufgebaut, ein Grill läuft. Es gibt Hotdogs, Bier und Marshmallows. Unglaublich gut. Ich bin fast schon den Tränen nahe. Später wird noch ein Lagerfeuer angezündet. Gehen kann ich kaum noch, ich humpel eher von Tisch zu Tisch, aber für das ein oder andere Bier reicht es noch grade so.

Am nächsten Morgen geht es meinen Füßen nicht wirklich besser. Aber die Trailangel haben mit uns gecampt und haben uns Frühstück gemacht.
Nach einer ordentlichen Stärkung stehen 9 Meilen humpeln nach Warner an. Zumindest sind wir aus der Wüste raus. Komisch wie schnell sich hier die Landschaft verändert. Alles wird grün und lebhaft. Wir treffen sogar einige Milchbären.

Aber auch wir kamen irgendwann endlich in Warner Springs an. Und wie sich herausgestellte, war das Community Center dort das reinste Hiker-Paradies. Wir konnten unsere Zelte aufstellen, es gab Eimer-Duschen, in der Nähe gab es einen Golfplatz mit einem Restaurant und es gab sogar einen Outfitter, bei dem man sich neues Equipment kaufen konnte. Das schreit förmlich nach einem Tag Pause.
